Digitalstrategie für den Freistaat Sachsen
Für uns steht der Begriff des digitalen Wandels für die umfassenden Veränderungsprozesse aller unserer Lebensbereiche – hervorgerufen durch die Verbreitung und Nutzung digitaler Technologien. Diese Entwicklung vollzieht sich weltweit und in einer für die bisherige Menschheitsgeschichte beispiellosen Geschwindigkeit. Der digitale Wandel bewirkt grundlegende Veränderungen nicht mehr im Maßstab von Jahrzehnten, sondern nunmehr innerhalb von wenigen Jahren oder sogar Monaten.
Ausgelöst durch die neuen technologischen Möglichkeiten, weckt der digitale Wandel in uns große Erwartungen auf mehr Freiheit, mehr Wohlstand und die Bewältigung von großen Herausforderungen. Zugleich ist die erfolgreiche Bewältigung des digitalen Wandels an sich eine Herausforderung und wir wissen, dass technologischer Fortschritt auch neue Risiken mit sich bringt.
Der Prozess des digitalen Wandels schreitet in Sachsen in den vielen gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Bereichen nicht mit gleicher Intensität voran und hat unterschiedliche Ausprägungen entwickelt. So verfügt Sachsen in einzigartiger Weise über herausragende Kompetenzen bei Schlüsseltechnologien des digitalen Wandels. Mikro- und Nanoelektronik, modernste Mobilfunktechnologien, Big Data, künstliche Intelligenz, Robotik. Diese und viele andere Zukunftsthemen spielen in Sachsen in Forschung und Wirtschaft eine mindestens im nationalen oder europäischen Maßstab bedeutende Rolle. Das digitale Ökosystem in Sachsen wird vor Ort durch schlagkräftige Branchennetzwerke und Digital Hubs koordiniert und in Zusammenarbeit mit dem Freistaat weiterentwickelt. Diese Stärken gilt es weiter zu unterstützen, um auch zukünftig von einer leistungsfähigen, innovativen Wirtschaft und sicheren Arbeitsplätzen mit guter Arbeit zu profitieren. Damit sichern wir Lebensqualität, Wohlstand und die Demokratie in unserem Freistaat. Sachsen hat in bestimmten Bereichen aber auch Verbesserungspotenzial beim digitalen Wandel. So wünschen sich – wie überall in Deutschland – die Bürgerinnen und Bürger mehr und bessere digitale Verwaltungsdienstleistungen. Eine spezifisch sächsische Herausforderung beim digitalen Wandel stellt die kleinteilige Struktur der sächsischen Wirtschaft dar, denn kleineren Firmen fällt die digitale Transformation oft schwerer als größeren Unternehmen.
Mit der ressortübergreifenden Digitalstrategie für den Freistaat Sachsen, „sachsen digital 2030“, wollen wir eine Antwort darauf geben, wie wir als Gemeinwesen dem digitalen Wandel in Sachsen auf der Grundlage von unverrückbaren Werten, wie Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und Freiheit begegnen, ihn mitgestalten und zum Vorteil aller Menschen in Sachsen nutzen können.
Mit „sachsen digital 2030: besser, schneller, sicher“ haben wir uns als Sächsische Staatsregierung ein übergeordnetes Leitmotiv für die erfolgreiche Gestaltung des digitalen Wandels in Sachsen gegeben. Was meinen wir damit?
- Besser – weil wir davon überzeugt sind, dass digitale Technologien unser aller Leben verbessern können. Sie haben das Potenzial uns in Sachsen bei der Bewältigung von großen Herausforderungen zu unterstützen. Gleichzeitig birgt die Dynamik dieses weltweiten Prozesses ein stetes Verbesserungspotential, dem wir uns gemeinsam stellen wollen und müssen.
- Schneller – weil das Tempo, mit dem wir den digitalen Wandel hierzulande bisher vorantreiben, noch nicht immer ausreicht. Wir wollen das Potenzial des digitalen Wandels schnellstmöglich zum Wohle der Menschen in Sachsen nutzen.
- Sicher – weil wir offen über Risiken reden, uns vor diesen aber nicht abschrecken lassen. Wir müssen in der Lage sein, die neuen Bedrohungen zu erkennen und uns gegen diese zu wappnen. Dazu gehört auch eine entsprechende Notfallvorsorge und der Schutz der Persönlichkeitssphäre. Die Menschen müssen Vertrauen in die Anwendung digitaler Technologien haben können.
Um dieses Leitmotiv für Sachsen zu realisieren, steht nicht nur die Sächsische Staatsregierung und die Verwaltung auf staatlicher sowie kommunaler Ebene, sondern auch die Wirtschaft, die Wissenschaft und die Zivilgesellschaft als handelnde Akteure in der Verantwortung. Nur gemeinsam kann es uns gelingen, den digitalen Wandel erfolgreich zu bewältigen. „sachsen digital 2030“ wird von uns daher ganz bewusst – im Sinne eines neuen, umfassenden strategischen Ansatzes – als Digitalstrategie für den Freistaat Sachsen bezeichnet.
Der Prozess zur Weiterentwicklung der seit 2016 bestehenden Digitalstrategie im Jahr 2022 ist daher auf eine breite Beteiligung möglichst vieler Akteure aus Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft sowie von Bürgerinnen und Bürgern angelegt. Zahlreiche wichtige Beiträge wurden durch die Beteiligung geliefert. Besonders hervorzuheben ist dabei der Beirat „Digitale Wertschöpfung“, der uns als wichtiges Beratungsgremium in diesem Prozess unterstützt und begleitet sowie zahlreiche Vorschläge zur Weiterentwicklung der Digitalstrategie einbringt.
Auch die neue Struktur der Digitalstrategie ist ein Produkt des Beteiligungsprozesses, bei dem sich fünf Dimensionen für die sächsische Digitalpolitik herauskristallisiert haben und für die 16 Handlungsfelder identifiziert wurden:
Dimension Gesellschaft |
Dimension Staat |
Dimension Arbeit & Verkehr |
Dimension Infrastruktur |
Dimension Bildung, Wissenschaft & Forschung |
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- HF Partizipation zivilgesellschaftliches Engagement - HF Mobilität - HF Gesundheit & Pflege - HF Verbraucherschutz - HF Kunst &T Kultur |
- HF Öffentliche Verwaltung - HF Behörden Organisationen mit Sicherheitsaufgaben |
- HF Wirtschaft - HF Arbeit |
- HF Gigabitausbau - HF Intelligente Netze
|
- HF Schule - HF Berufliche Bildung - HF Hochschulbildung -HF Lebenslanges Lernen - HF Wissenschaft & Forschung |
Mit „sachsen digital 2030“ brechen wir die fünf identifizierten Dimensionen der sächsischen Digitalpolitik auf fünf Visionen herunter. Anhand der fünf Dimensionen und zugehörigen Visionen wurden von uns 16 Handlungsfelder herausgearbeitet, zu denen wir jeweils eine Mission formulieren. Mit konkreten, abrechenbaren Aufgaben beschreiben wir schließlich, wie wir diese 16 Missionen erfüllen werden. Über einen separaten Aktionsplan, der sich auf die Aufgaben der Digitalstrategie bezieht, spannen wir den Bogen vom Theoretischen zur Praxis, also zur Umsetzung der Digitalstrategie.
Vision (Warum geht es? Was wollen wir?)
- Eine Vision für jede der fünf Dimensionen
- Beschreibt das übergeordnete, zu erreichende Ziel/ Leitziel
Mission (Was tun wir und warum tun wir es?)
- Eine Mission für jede der 16 Handlungsfelder
- Konkretisierung der jeweiligen Dimensionen in konkreteres, strategisches Element
- Wie kann den Herausforderungen begegnet und die Vision erreicht werden?
Aufgaben (Was muss zur strategischen Missionserfüllung erfolgen?)
- Konkretisierung der Mission des jeweiligen Handlungsfeldes
- Aufgaben beschreiben Schritte, um mittel- bis langfristig die Mission zu erreichen
Maßnahmen (wer macht was bis wann zur Aufgabenerfüllung)
- Kurz- bis mittelfristige Maßnahmen sind in separatem Aktionsplan enthalten
- Erstellung nach dem S.M.A.R.T.-Prinzip (klar definiert [specific], messbar [measurable], erreichbar [achievable], realistisch [realistic], zeitlich klar bestimmbar [time-related])
„sachsen digital 2030“ ist eine dynamische Strategie. Wir werden die Digitalstrategie für den Freistaat Sachsen in den kommenden Jahren mit Unterstützung der Bürgerinnen und Bürger über Beteiligungsformate sowie durch Empfehlungen von Expertinnen und Experten bedarfsweise weiterentwickeln. Der Beteiligungsprozess hat sich bewährt und wird auch zukünftig durch die Digitalagentur Sachsen moderiert. Die Umsetzung der Maßnahmen zur Digitalstrategie werden wir einem Monitoring unterziehen und den Aktionsplan mindestens einmal jährlich überprüfen sowie aktualisieren.
Ein weiteres Ergebnis aus dem Beteiligungsprozess ist die Formulierung von drei übergreifenden Prinzipien, an denen sich alle Vorhaben der Digitalstrategie ausrichten:
- Nachhaltigkeit
Das Prinzip der Nachhaltigkeit ist sächsisch: der sächsische Oberberghauptmann Hans Carl von Carlowitz prägte es im Zusammenhang mit dem Bergbau und der Forstwirtschaft zu Beginn des 18. Jahrhunderts. Heute verstehen wir das Prinzip der Nachhaltigkeit im Zusammenhang mit dem digitalen Wandel als Aufforderung zu langfristigem Denken und Handeln in Bezug auf soziale, ökonomische und ökologische Aspekte. Diese drei Aspekte von Nachhaltigkeit sollten sich – bezogen auf die Gesamtstrategie – in einem Gleichgewicht befinden.
- Teilhabe
Teilhabe bedeutet für uns gleichberechtigt und diskriminierungsfrei die Möglichkeit zu haben, vollumfänglich an gesellschaftlichen Prozessen beteiligt zu sein und somit das eigene Leben souverän gestalten zu können. Im Kontext des digitalen Wandels sehen wir die Relevanz des Prinzips der Teilhabe im Hinblick darauf, für alle in Sachsen lebenden Menschen gleichwertige Chancen für den Zugriff auf Ressourcen, wie etwa Zeit, Arbeit, Bildung, Mobilität, Verwaltung oder Dienstleistungen, herzustellen. Dabei sind insbesondere die Bedarfe von besonders häufig von Diskriminierung betroffenen Bevölkerungsgruppen zu berücksichtigen, die strukturelle Nachteile in der gleichberechtigten gesellschaftlichen Teilhabe aufweisen.
- Resilienz
Ursprünglich aus der Psychologie stammend, beschreibt der Begriff heute allgemein die Widerstands- und Anpassungsfähigkeit eines Systems bei Stress oder schockartigen Ereignissen. Übertragen auf den digitalen Wandel sehen wir hierfür sowohl auf individueller wie auch auf kollektiver Ebene die Notwendigkeit von digitaler Souveränität, also einer möglichst geringen Abhängigkeit von Dritten und eines hohen Maßes an Informationssicherheit.
Dimensionen der Strategie
Redaktion
Sächsisches Staatsministerium für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr, Referat 41, Grundsatzfragen Digitalisierung
Redaktionsschluss
Dezember 2022
Die Digitalstrategie für den Freistaat Sachsen ist in enger Zusammenarbeit mit dem Sächsischen Staatsministerium für Wissenschaft, Kultur und Tourismus (SMWKT), Sächsischen Staatsministerium für Energie, Klimaschutz, Umwelt, und Landwirtschaft (SMEKUL), Sächsischen Staatsministerium für Kultus, Sächsischen Staatsministerium für Soziales und Gesellschaftlichen Zusammenhalt, Sächsischen Staatsministerium des Inneren, Sächsischen Staatsministerium der Justitz und für Demokratie, Europa und Gleichstellung (SMJusDeg), Sächsischen Staatsministerium der Finanzen (SMF), Sächsischen Staatsministerium für Regionalentwicklung(SMR) und der Sächsischen Staatskanzlei (SK) erarbeitet worden.
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